Erstes internationales Treffen zum Thema Scheuerfäden („Dolly Ropes“) vom 30. September bis 02. Oktober auf der Insel Föhr
Scheuerfäden, so genannte Dolly Ropes, werden in der Fischerei genutzt, um die Fischernetze bei der Berührung mit dem Meeresboden vor dem Durchscheuern zu schützen. Bündel aus Polyethylen-Strängen werden in das Netz eingeknotet oder mit Kabelbindern befestigt.
Die Scheuerfäden sind Verschleißartikel, die in hoher Zahl in die Meeresumwelt eingetragen werden. Viele der feinen Plastikfäden, die wir im Spülsaum finden, sind auf den Verlust von Scheuerfäden zurückzuführen. Die Plastikstränge lösen sich in viele Einzelfäden auf und verknoten stark. Viele Vögel strangulieren sich in diesem Material, ertrinken oder verhungern, weil sie sich nicht befreien können.
„Wir wollen dem Problem der Scheuerfäden mit fachübergreifenden Kooperationen auf nationaler wie internationaler Ebene begegnen“, erklärt Annemarie Lübcke, Vorsitzende der BUND Inselgruppe, die die Veranstaltung initiiert hat.
Teilnehmer des von intensivem fachlichen Austausch geprägten Treffens waren aus den Niederlanden Dr. Wouter Jan Strietman (MA), Wageningen Economic Research, und Klaas-Jelle Koffemann, Fischer, aus Deutschland Dr. Daniel Stepputtis, Thünen-Institute of Baltic Sea Fisheries, Henning Dulz, Fischereibetrieb auf Föhr, David Michael Fleet, Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, Dr. Hannes Kremmin, Mechanische Netzfabrik Walter Kremmin GmbH & Co. K.G. sowie Annemarie Lübcke, Vorsitzende des BUND Föhr/Amrum und Mitglied des Kampagnenbüros Plastikfrei wird Trend.
Ergebnis waren unter anderem Gesprächsvereinbarungen, um Grundlagen für eine Dolly-Rope-freie Region im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer zu initiieren. In den Niederlanden soll eine neue Testreihe von Materialalternativen zum bisherigen Polyethylen gestartet werden, an der nun auch Föhrer Fischer erstmals teilnehmen werden. Hannes Kremmin, Mechanische Netzfabrik, regte an, auch Variationen im Netzdesign mit in die Testphasen aufzunehmen. Ein Vorschlag, der von den niederländischen Teilnehmern aufgenommen wurde. Dr. Daniel Stepputtis, Thünen-Institut, regte Forschung auf dem Gebiet der technischen Anhebung der Netze an. Eine solche Anhebung würde den Scheuerschutz vollständig überflüssig machen. Henning Dulz, Fischereibetrieb auf Föhr, stellte sich gerne für Tests zur Verfügung. Auch auf dem nächsten turnusmäßigen OSPAR-Treffen soll nun das Thema Dolly Ropes erstmals behandelt werden.
Wichtig war allen Teilnehmer in der Abschlussdiskussion die Feststellung, dass bis einer Generation alle Fischer ohne Dolly Ropes gefischt haben. Es sei ein Lernprozess, darauf wieder verzichten zu können. Nicht der Meeresboden habe sich verändert, sondern die Einstellung der Fischer.